Geschichte
Friedrich
(Ewer)
In Stade, auf der Werft der Witwe Röper wurde dieser Ewer gebaut. Heimathafen war bis 1947 Hechthausen, einem kleinen Ort an der Oste zwischen Stade und Cuxhaven. Bis 1927 war der Besan – Ewer nur unter Segeln mit Baumaterial auf der Elbe und ihren Nebenflüssen unterwegs. In diesem Jahr musste der Eigner und Schiffer C. Saul aus Hechthausen dem wirtschaftlichen Druck nachgeben und einen Motor einbauen. Dieser Motor war noch an Bord als Kapitän Diedrich Schnackenberg aus Bremervörde den Zweimaster 1947auf der Basis einer Leibrente übernahm. Seine Frau arbeitete als Matrose mit. Zunächst fuhr er mit Zement nach Hamburg und brachte auf dem Rückweg Kohlen mit. Ab 1948 war der Transport von Futtermitteln aus Übersee das Hauptgeschäft. Sie mussten aus dem Hamburger Überseehafen zu den Silos der landwirtschaftlichen Genossenschaften in Uetersen und Elmshorn gefahren werden.
Im Frühjahr war der Transport von Stackbusch u.a. für den Leitdamm zwischen Cuxhaven-Döse und der Insel Neuwerk ein sicheres Geschäft. Das Buschwerk schlugen die Bauern in der Umgebung von Bremervörde im Winter, machte mit Draht daraus stabile Bündel, die sie mit Fuhrwerken in den Hafen von Bremervörde brachten und von dort verschifften.
1962 ließ Schnackenberg die Friedrich um 6m verlängern. Als reiner Binnenfrachter ohne Rigg konnte sie nun120t Fracht schleppen.
Im Jahr 1979 gab Schnackenberg, der letzte Schiffer in Bremervörde, den Kampf gegen die übermächtige Konkurrenz auf und wurde Rentner. Das Schiff legte er auf.
Der Hamburger Ingenieur Karl – Heinz Bölter und sein Frau entschlossen sich 1982 den alten Ewer vor dem Verschrotten zu retten und kauften ihn zum Schrottpreis. Mit viel Geschick, Arbeit und Ehrgeiz arbeiteten sie mit Hilfe alter Pläne aus dem unscheinbaren Frachter auf der Sietas Werft wieder den schmucken Ewer heraus. Der Rumpf wurde auf die ursprüngliche Länge verkürzt und wieder als Ketsch mit selbstgefertigten Seitenschwertern aufgeriggt. 1994 lief die Friedrich erstmals wieder ihren alten Hafen Bremervörde an.
Die Schippergilde aus Leer kaufte die Friedrich 2003. Im ehemaligen Laderaum entstanden nun 2 große Kammern mit 12 Kojen sowie eine gemütliche Messe. Aus der Achterkajüte, in der früher der Kapitän wohnte, häufig mit seiner Familie, wurde der neue Kapitänssalon in dem heute die Stammcrew lebt. Das Motto unter dem die Friedrich nun segelt, „Eala Frya Fresnan“ („Steht auf Ihr freien Friesen“), steht für die Heimatverbundenheit der Mitglieder der Schippergilde, die Jugendlichen nicht nur traditionelle Seemannschaft vermitteln will, sondern auch Kameradschaft und Teamgeist.
©H.H.Böhm2013